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Blog

Was tun Medienhäuser für die psychische Gesundheit ihrer Angestellten? JJS hat nachgefragt

Gina Bachmann

Der Schwerpunkt von JJS zu Mental Health hat gezeigt: Journalismus kann ein Job sein, der auf die psychische Gesundheit schlägt. Was tun Medienhäuser für die psychische Gesundheit ihrer Angestellten?

Berufskolleginnen und -kollegen erzählten in den letzten Wochen von Stress, unbezahlten Überstunden, fehlender Wertschätzung und einem rauen Umgangston auf Redaktionen. Im Rahmen unseres Themenschwerpunkts fragten wir: Wie geht es euch? Also wirklich.

An diesem Punkt möchten wir nicht stehen bleiben. Psychische Gesundheit ist nicht nur Sache der Journalistinnen und Journalisten. Auch ihre Arbeitgeber stehen in der Verantwortung. Wir haben acht Schweizer Medienhäuser gefragt, inwiefern psychische Belastungen auf den Redaktionen ein Thema sind. Und vor allem: Welche Unterstützung sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Problemen anbieten. Geantwortet haben die NZZ, Ringier, Nau, SRF, TX Group, CH Media, Republik und Watson.

 

  •  NZZ

Die NZZ schreibt auf unsere Fragen:

Innerhalb des gesamten Unternehmens NZZ nehmen wir das Thema der psychischen Gesundheit sehr ernst. Journalistinnen und Journalisten (und selbstverständlich allen weiteren Mitarbeitenden), die sich in dem Zusammenhang an uns wenden, bieten wir die Möglichkeit einer Beratung und Unterstützung durch den spezialisierten Dienstleister Movis.

 

  • Ringier

Die Dienste externer Coaches können auch die Angestellten von Ringier und Ringier Axel Springer auf Wunsch in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gibt es ein internes Gesundheitsprogramm und Kurse, schreibt die Kommunikationsabteilung:

Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ist Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz ein zentrales Anliegen – gerade in herausfordernden oder unsicheren Zeiten. Bei Verdacht auf sich anbahnende psychische Probleme kann jederzeit die HR-Abteilung beigezogen werden. Das HR achtet weiter stets darauf, dass die Mitarbeitenden ihre Ferien fristgerecht beziehen. Allen Mitarbeitenden stehen im Rahmen des internen «Fit & Health»-Angebots zudem diverse Massnahmen zur Erhaltung und Förderung der psychischen und physischen Gesundheit zur Verfügung. Die «Fit & Health»-Seite bietet Informationen und vielfältige Angebote rund um Bewegung, Gesundheit, Ernährung und Schlaf. In Zusammenarbeit mit externen Expertinnen und Experten finden bei Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz darüber hinaus regelmässig Online-Kurse und Webinare zu Themen wie Achtsamkeit, Resilienz, Selbstreflexion und psychische Gesundheit statt.

 

  • Nau

Auch beim Nachrichtenportal Nau schreibt die Medienverantwortliche, dass die psychische Gesundheit eine «sehr hohe Priorität» habe. Für Probleme könnten etwa die unregelmässigen Arbeitszeiten sorgen:

Newsjournalismus ist oft hektisch und verlangt schnelle Entscheidungen. Dazu kommen Schichtbetriebe, Abend- und Wochenend-Einsätze. Diese Bedingungen können situativ belastend sein. Aus diesem Grund setzt die Nau media AG auf eine gute, frühzeitige und langfristige Einsatzplanung (3 Monate im Voraus) mit entsprechenden Erholungs-/Freitag für die einzelnen Mitarbeitenden. Nau.ch sorgt für eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Wie bei allen gesundheitlichen Leiden, die persönlich auftreten können, setzt die Nau media AG auch bei Themen der psychischen Gesundheit auf schnelle, unvoreingenommene und individuell-abgestimmte Lösungen. Beispielweise eine Anpassung des Einsatzplans, verkürzte Arbeitszeiten oder eine temporäre Pensenreduktion.

 

  • SRF

SRF verweist in seiner Antwort auf die gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht von Arbeitgebern und schreibt, die Gesundheit der Angestellten stehe bei SRF entsprechend «an oberster Stelle». Und weiter:

Psychosoziale Risiken und arbeitsbedingter Stress gehören nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Coronasituation zu den grossen und relevanten Herausforderungen im Alltag von Arbeitnehmenden. Auch der Wandel und die Veränderungen, welche die gesamte Medienbranche seit Jahren erfährt, aber auch – je nach Thema – die eigenen Recherchearbeiten können sich belastend auf den Arbeitsalltag von Journalist:innen auswirken.

SRF sei es deshalb ein Anliegen, «optimale» Arbeitsbedingungen zu schaffen, etwa durch die Ermöglichung flexibler Arbeitsformen. Zudem gibt es eine Gesundheitskommission, bestehend aus einer Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung, welche sich mit der betrieblichen Gesundheitsförderung befasst. Aus einem Vorschlag von Mitarbeitenden sei etwa das Thema Hatespeech im Netz aufgegriffen worden. Weiter gibt es Vergünstigungen für Sportkurse und Ergonomie-Beratung sowie interne Weiterbildungen zu Themen wie Resilienz und Stressbewältigung. Bei SRF bestehe zudem die Möglichkeit, externe Beratung in Anspruch zu nehmen.

 

  • TX Group

Einen Zusammenhang mit der Coronasituation im Hinblick auf die psychische Gesundheit sieht auch die TX Group:

In vereinzelten Ressort stellen wir tendenziell eher zunehmende Bedrohungen fest, denen die Journalist*innen ausgesetzt sind, sei dies körperlich oder verbal. Aufgrund der aktuell schwierigen Lage für viele Menschen scheint die Hemmschwelle eher gesunken zu sein, was die Arbeit für die Journalist*innen erschwert.

Das Unternehmen biete seinen Mitarbeitenden verschiedene Hilfestellungen. Die psychische und physische Gesundheit sei «sehr wichtig». Entsprechend habe man an grossen Standorten Ruheräume eingerichtet, biete Ergonomie-Beratungen und Gesundheitswochen zum Thema Work-Life-Balance an. Zudem gibt es interne Vertrauenspersonen, an die sich Mitarbeitende mit Problemen jeglicher Art wenden könnten. «Gemeinsam mit der Vertrauensperson, Ansprechpartner*innen aus dem HR oder den Vorgesetzten kann auch eine externe, auf das jeweilige Problem spezialisierte Beratungsstelle beigezogen werden», heisst es weiter.

 

  • CH Media

CH Media schreibt auf Anfrage, die erste Anlaufstelle bei psychischen Belastungen sei der oder die Vorgesetzte. Alternativ könne auch die Personalabteilung Unterstützung anbieten. Die Gesundheit der Mitarbeitenden sei «von grösster Bedeutung», heisst es weiter. «Treten Zeichen auf, die auf eine beeinträchtigte Gesundheit schliessen lassen, werden diese ernst genommen und/oder pro-aktiv angesprochen sowie geeignete Massnahmen ergriffen.» Auf die Frage, inwiefern die Arbeit die psychische Gesundheit beeinflussen kann, schreibt das Unternehmen:

Die Arbeit ist für viele Menschen eine, wenn nicht die wichtigste Variable mit einer starken Auswirkung auf die Gesamtzufriedenheit und die psychische Gesundheit. Dabei bewegt Menschen kaum etwas so sehr, wie eine als sinnvoll erachtete Aufgabe. Den Rahmen setzen das Betriebsklima, die Art der Führung, Fairness und Respekt gegenüber Kolleginnen und Kollegen. Hier versucht CH Media, bestmöglich einzuwirken.

 

  • Republik

Bei der Republik wurde die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ebenfalls durch die Pandemie verstärkt zum Thema. Und auch die Republik sieht einen Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Journalismus:

Recherchen können an die Substanz gehen und da ist ein gutes Team mit regellässigem Austausch essentiell. Auch Erholungsphasen sind wichtig. Arbeiten im Homeoffice ist zudem oft einsam und die Anbindung ans Team fehlt – das kann die Arbeit klar beeinflussen. Hier ist ein regelmässiges Check-in sehr wichtig.

Konkrete Unterstützung bietet die Republik ihren Angestellten nach eigenen Angaben mit einem externen Coaching. Zudem gibt es die Möglichkeit von unbezahlten Urlauben. Es sei wichtig, Personen mit psychischen Problemen zu unterstützen und nicht zusätzlich unter Druck zu setzen. «Wir haben gute Erfahrungen gemacht, was dies angeht», schreibt die Republik.

 

  • Watson

Bei Watson antwortet auf unsere Fragen der Chefredaktor Maurice Thiriet persönlich. «Wir achten auf ein untoxisches Workplace Environment, das nicht krank macht», schreibt er. Nach seiner Einschätzung beeinflusst die journalistische Arbeit die psychische Gesundheit der Watson-Angestellten eher positiv als negativ: «Fast 100 Prozent der Arbeit ist sinnstiftend und in der täglichen Arbeit herrschen hohe Freiheitsgrade. Die Resultate der jährlichen Mitarbeitenden-Umfrage bestätigt diesen Eindruck.» Auf die Frage, was Watson tut, wenn Mitarbeitende trotzdem auf Unterstützung angewiesen sind, schreibt Thiriet:

Vorgesetzte nehmen Druck weg und klären, woher dieser kommt, wenn jemand darunter leidet. Ein grosser Stress ist oft, die Kinderbetreuung an der Arbeit vorbeizubringen. Da sind wir flexibel, im Gegensatz zu den Krippen-Öffnungszeiten. Wenn jemand eine Scheidung, einen Todesfall oder Ähnliches hat, ist es voll okay, wenn die Person eine Zeit lang nicht überperformt. Wenn jemand etwas braucht, dann versuchen wir es zu besorgen. Es ist nicht so eine Hexerei. Wir machen, was normale Menschen anbieten, wenn es anderen schlecht geht. Aber es gibt nicht für alle Belange eine Vertrauensperson oder eine externe Fachstelle. Wir sind eine kleine Firma.

 

Fazit

Die Unternehmen schreiben alle, das Thema psychische Gesundheit sehr ernst zu nehmen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Antworten nicht zu stark zu kürzen oder zu redigieren, da wir finden: Die Länge und der Antworten sagt vielleicht auch etwas darüber aus, wie viel Gewicht ein Unternehmen dem Thema beimisst – zumindest in der Kommunikation nach aussen. 

Offen bleibt, wie offensiv die erwähnten Kurse, Coachings und Weiterbildungen im Berufsalltag angeboten werden. Wissen alle Mitarbeitenden über die Angebote Bescheid? Bemühen sich Vorgesetzte um ein Arbeitsumfeld, das offen ist für Gespräche über psychische Gesundheit? Erzählt uns am nächsten JJS-Stammtisch oder bei sonst einer Gelegenheit von euren Erfahrungen mit euren Arbeitgebern. Lasst uns im Gespräch bleiben.